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Persönliches Statement zur Entwidmung der Kirche in Manheim: Die katholische Kirche sollte an der Seite aller betroffenen Menschen stehen

Bei allem Verständnis dafür, dass sich der Pfarrverband Kerpen Süd-West und der Kirchenvorstand Manheim für eine Entweihung der Kirche St. Albanus und Leonhardus entschieden hat, um mit den sakramentalen Gegenständen einen Teil der Identität in das neu zu schaffende kirchliche Zentrum in Manheim-neu umzusiedeln, bleibt doch der Eindruck einer einseitigen Parteinahme der katholischen Würdenträger auf Gemeinde- und Bistumsebene und damit ein bitterer Beigeschmack.

Auch der entweihte Kirchenbau wird für viele Menschen ein Ort der Erinnerung sein und bleiben. Ein Umsiedler hat die Kirche beschrieben als eine Zeitkapsel, in der wichtige Lebensstationen wie Taufe, Geburt, Kommunion, Hochzeit und das Abschiednehmen von Mitmenschen konserviert werden. Der Kirchenraum als Ort des Rückzuges, der Besinnung und der Erinnerung. Auch als entweihter Ort, wird der Kirchenbau genau das für viele Menschen sein und bleiben.

Dass Umsiedler*innen vehement den Abriss ihrer Häuser und sogar ihrer Kirche fordern, zeugt von dem großen Trauma, das Umsiedlung bei Menschen auslöst und welches nur schwer zu verarbeiten ist. In Bezug auf ihre seelsorgerische Aufgabe im Zusammenhang mit Umsiedlung und Heimatverlust versagt die katholische Kirche, indem Sie die Menschen im Stich lässt, die gerne in ihrem Dorf, ihrem Zuhause bleiben möchten. Statt im Konflikt um die Kohle zu vermitteln und zu befrieden, sind die Kirchenvertreter parteiisch, grenzen kohlekritische Menschen und Klimaschützer*innen aus, und schaden so letztlich dem Ansehen der katholischen Kirche.

Wie ist es zu verstehen, wenn der Weg für die Zerstörung der Kirche St. Albanus und Leonhardus frei gemacht wird und sie zugleich angepriesen wird als die „schönste Kirche im Seelsorgebereich“ die dem „Tagebau weichen muss“ *?

Diese Kirche in Manheim „muss“ dem Tagebau nicht weichen, da der Hambacher Wald erhalten bleibt und der Energiekonzern dem eigenen Bekunden nach nicht um den Wald herumbaggern kann.

Indem auch die Stadt Kerpen ihren Ortsteil Manheim, die Kirche, das Marktplatzensemble und weitere erhaltenswerte Baudenkmäler komplett in Schutt und Asche legen lassen will, beraubt sie sich selbst des großen Potentials einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Entwicklung dieses symbolhaften Ortes im Zuge des zukünftigen Strukturwandels im Rheinischen Revier.

*„Eine Kirche, die viele Generationen von Gläubigen durchs Leben begleitet hat. Diese Kirche muss dem Tagebau weichen. Sie ist klein, aber fein! Herzliche Einladung zu einem Rundgang durch die schönste Kirche im Seelsorgebereich …“ ? (Quelle: Einladungstext an Firmlinge zur Kirchenbesichtigung im Juni 2019).

Mit besten Grüßen aus dem Herzen des Rheinischen Braunkohlenreviers,

Antje Grothus

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